Ort des Geschehens: Brücke
Beteiligte Personen: alle auf der Brücke
Datum: 29.06.2399 Uhrzeit: 11:30
Status: Roter Alarm
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###Dieser selten dämliche veruul! Musste der den Tritt unbedingt durchziehen...?### Ensign Selke spürte Schmerzen in ihrem Gesicht, und zwar genau dort, wo sich ihre Nase befand. ###Wenn ich Khiy in die Finger kriege...### Finger. Als sie die Finger ihrer linken Hand bewegte, zuckte ein kurzer, stechender Schmerz durch ihre ganze Hand und ließ die Romulanerin aufkeuchen. ###Aber wer hat behauptet, dass...### Moment. Irgendetwas stimmte nicht. Das mit Khiy und dem Tritt in ihr Gesicht, den er entgegen der Anweisung ihres Meisters durchgezogen hatte, statt ihn abzufangen, wie es im Training eigentlich üblich war, war eine halbe Ewigkeit her. "Was bei allen Elementen...", murmelte sie leise und merkte erst jetzt, dass sie den Geschmack von Blut im Mund hatte. Und da lag etwas auf ihr drauf. Als sie sich rührte, spürte sie einen Ellbogen, der sich schmerzhaft in ihre Rippen bohrte, und weil das mehr als unangenehm war, schob sie den Arm, der zu diesem Ellbogen gehörte, erst einmal beiseite. Das Atmen durch die Nase fiel ihr schwer, und als sie behutsam dorthin tastete, hörte sie ein Knirschen, das sie nur allzu gut kannte: Ihre Nase war offenkundig gebrochen, das kannte sie schon. Wer Kormerek praktizierte lebte immer mit dem Risiko, sich Knochen zu brechen. So war das nun mal. Und da Nasen dazu neigten, prominent hervor zu stechen, wurden sie häufiger mal getroffen. ###Das erklärt auch den Blutgeschmack###, dachte sie noch ein wenig träge, während ihre Finger der Blutspur Richtung Mund folgten. Dann warf sie einen Blick auf ihre Hände und bewegte ihre Finger. Sie konnte sie alle bewegen, nur an der linken Hand verursachte dies Schmerzen und Mittel- wie Ringfinger waren geschwollen, aber nicht verfärbt. ###Vermutlich eine Prellung###, versuchte sie sich mit einer ersten Einschätzung. Sie bewegte probehalber ihre Beine und Füße, doch dort war offenbar alles im Lot. Gut.
Aber da war so ein Arm gewesen. Und da lag etwas auf ihr. ###Nicht etwas. Jemand###, korrigierte sie sich. Ein Techniker, der an der Konsole neben ihr gearbeitet hatte. Sie lag ungünstiger Weise mehr oder minder auf dem Bauch, wuselte sich nun aber mit einiger Mühe unter ihrem Nebenmann, der auf ihr gelandet war, hervor, sah ihn sich kurz an und überprüfte dessen Vitalfunktionen. Er hatte sich den Kopf angeschlagen und sein Puls war etwas schwach aber stabil. Ansonsten konnte sie auf den ersten Blick nichts entdecken, das akut gewesen wäre, und deshalb brachte sie ihn ohne das geringste Zögern in eine stabile Seitenlage, bevor sie sich ein wenig mühsam an seiner Station hoch zog.
Im ersten Moment noch wankend sah sich Selke um und erkannte, dass die Brücke einiges abbekommen hatte. Und dann bemerkte sie sowohl, dass die taktische Konsole Feuer gefangen hatte, als auch Commander Rix, die neben Lieutenant MacTavish kniete. Die Romulanerin wusste, dass sich somit bereits um den Lieutenant gekümmert wurde, also machte sie sich auf den Weg zum Feuerlöscher, wobei sie zunächst noch ein wenig unsicher auf den Beinen wirkte. Und erst jetzt merkte Selke, wie schmerzhaft das Atmen war. ###Entweder habe ich mir die Rippen geprellt, als der Kollege mir unbeabsichtigt seinen Ellbogen da rein gejagt hat, oder es ist mindestens eine gebrochen###, dachte sie, während sie kurz das Gesicht verzog. Doch Feuer war eine ernst zu nehmende Gefahr, und dementsprechend ignorierte sie alles Weitere erst einmal. Vor der taktischen Konsole aktivierte sie den Feuerlöscher und bekämpfte das Feuer mit gezielten Salven. Als es gelöscht war, traf ihr Blick kurz den von Commander Rix, die sich kurz um sah. Die Romulanerin wusste, dass sie selbst gerade wohl kaum ein positives Bild bot mit dem grünen Blut, das aus ihrer Nase gelaufen war. ###Und bald wird in meinem Gesicht vermutlich alles geschwollen und hübsch bunt sein, sofern nicht frühzeitig gegengesteuert wird.### Aber das war ihr gerade ziemlich egal. Hatte ihr Captain eben nicht irgendetwas gesagt, das wie "Alle Stationen, Bericht!" geklungen hatte? Selke erinnerte sich eher dumpf daran.
Der Blick der Romulanerin ging noch einmal kurz auf Isla, dann auf die taktische Konsole, die nach dem Feuer erst einmal hinüber war, dann noch einmal zu Commander Rix. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren begab sich die Romulanerin an ihre eigene Station und rief sich die Daten ihrer eigenen Abteilung sowie der Taktik auf. "Captain, wir haben unsere Schilde verloren, der Impulsantrieb ist auf 63%, die Waffensysteme sind derzeit nur zu 47% einsatzfähig, und wir haben Hüllenbrüche auf den Decks 9 und 10, sowie 18 bis 20. Die Kraftfelder halten. Außerdem sind die Langstreckensensoren ausgefallen. Mit den Kurzstreckensensoren kann ich kein Anzeichen einer Anomalie feststellen." Ensign Selke studierte die Daten. "Derzeit kann ich noch keine Angaben über Verletzte oder Tote machen." Aus ihrer eigenen Abteilung meldeten sich erste Teams, und sie ergänzte ihre erste Anweisung dahingehend, dass jedes Team sich erst einmal erkundigen sollte, wie es dem Team in den Sektoren unmittelbar nebenan ging. Sie hoffte, so schneller Rückmeldungen zu erhalten. "Erste Sicherheitsteams haben sich gemeldet, aber ich habe noch nicht von allen Rückmeldung erhalten. Jene, die sich gemeldet haben, kümmern sich bereits um Rettungswege und unterstützen die medizinischen Teams, wo es nötig ist." Sie studierte noch einmal sorgfältig die Möglichkeiten ihrer eigenen Station und gab ein leises Grollen von sich. "Ich versuche, die Schilde wieder herzustellen", verkündete sie schlicht und machte sich ans Werk, obwohl das nicht unbedingt ihr Fachgebiet war. Doch ihre taktische Offizierin war ausgefallen, und in dem Fall sah das Protokoll vor, dass der Sicherheitschef einsprang. Und nach aktuellem Stand der Dinge war sie das, wenn auch nur interimsmäßig.
Ensign Selke arbeitete konzentriert und versuchte, die Schilde zu neuem Leben zu erwecken, doch es war eine mehr als ungewohnte Aufgabe für sie. Zwar hatte man ihr, wie allen Kadetten, alles nötige Wissen mitgegeben, um bestmöglich gewappnet zu sein für das, was sie hier draußen erwartete, doch das hier hatte recht wenig mit den Lektionen an der Akademie zu tun. Sicher, diese waren im praktischen Teil realistisch gestaltet, und dennoch... Das hier war anders. Und obwohl Selke sehr wohl wusste, was sie tat, merkte sie schnell, dass ihr Wissen und Können hier nicht reichte. "Petty Officer Tehrai, ich könnte hier Ihre Expertise brauchen", sagte sie schlicht. "Ich bekomme die Schilde alleine nicht wieder online."
Falls der Vulkanier überrascht war von diesem Eingeständnis, so ließ er sich dies nicht anmerken. Statt dessen stellte er sich, nachdem er ihr kurz zugenickt hatte, schlicht zu Ensign Selke an die Station und ging ihr zur Hand. Mehr oder minder schweigend arbeiteten sie Hand in Hand, und nur ab und an wechselten sie sehr leise murmelnd das eine oder andere Wort. Damit bewiesen sie, dass Vulkanier und Romulaner durchaus friedlich zusammenarbeiten konnten, auch wenn der Vulkanier dabei definitiv der ruhigere Part von beiden war, denn von Selke war immer wieder mal ein leises Grummeln zu hören, einmal sogar ein deftiger romulanischer Fluch, wenn auch sehr leise. Doch schließlich atmete Selke auf und verkündete: "Captain, Schilde wieder online, wenn auch derzeit nur auf 15%." Und leise murmelnd fügte sie hinzu: "Hoffen wir, dass uns in der Zwischenzeit nichts anhustet..."
"Ich wüsste nicht, warum irgendetwas ein Schiff anhusten sollte", gab Tehrai ebenso leise zurück, und Selke sah ihn mit einem Blick an, der deutlich zeigte, was sie von diesem Kommentar an dieser Stelle hielt. "Das war eine Metapher", grollte die Romulanerin, die sich gemütlich zurücklehnen wollte, doch im nächsten Moment aufkeuchte. Sie hatte ihre Rippen ganz vergessen, und die meldeten sich nun schmerzhaft zurück.
"Sie sind verletzt, Ensign", stellte der Petty Officer überflüssiger Weise fest.
Selke sah ihn an. Lange. "Damit sagen Sie mir nichts Neues."
"Sie sollten sich behandeln lassen."
"Was denn, wegen geprellter Finger, ein paar geprellter Rippen und einer gebrochenen Nase soll ich einen wertvollen Behandlungsplatz auf der Krankenstation verstopfen, den jemand anders dringender brauchen kann?" Selke hob eine Augenbraue. "Prellungen sind zwar schmerzhaft, aber ansonsten eher lästig. Und dass meine Nase gebrochen ist, kenne ich schon. Tut weh, ist lästig. Aber nichts von alledem ist lebensbedrohlich. Eine Behandlung kann demnach warten, bis die schwerwiegenderen Fälle abgearbeitet sind", stellte die Romulanerin ruhig fest, doch auch mit einem Unterton, der keinen Widerspruch duldete. Etwas gegen die Schwellungen und gegen die Schmerzen würde für den Anfang reichen. So sah sie das. Außerdem hatte sie hier mehr als genug zu tun, wie ihr ein Blick auf ihre Station verriet, denn inzwischen meldeten sich mehr und mehr ihrer Teams, und damit konnten diese auch ihren zugewiesenen Aufgaben nachkommen. ###Und wenn ich bedenke, wie es hier auf der Brücke aussieht, könnte ich mir vorstellen, dass es anderswo an Bord nicht viel besser aussieht. Also war es gut, dass ich alle Sicherheitskräfte mobilisiert habe.### Zwar gab es noch ein paar weitere Ausfälle in ihrer Abteilung, aber die Sicherheit war nach wie vor Einsatzfähig, wenn auch mit einer deutlich ausgedünnten Personaldecke.
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