Sonderbordleben | Büro des Counselors

  • ~~ psychologisches Gespräch mit Commander Junia Rix ~~


    Dieses Gespräch wurde im Discord geführt und wird hier nur festgehalten. Dies Ist der erste Teil, den zweiten Teil postet Junia Rix


    Ort des Geschehens: Deck 11, Bereitschaftsraum des Counselors

    Beteiligte Personen: @Junia Rix

    Datum: 29.05.2400 Uhrzeit: 1300


    Junia war gerade auf dem Weg zu ihrer neuen Counselor. Es war mal wieder Zeit für die jährliche Beurteilung. Es kam der Trill gar nicht so vor das sie schon ein Jahr hier war, die Zeit konnte sehr schnell vergehen. Als sie vor der Tür stand, zog sie ihre Uniform noch einmal glatt und atmete tief durch. Sie war nervös bei solchen Gesprächen, die Trill konnte mit vielen Umgehen, doch das machte sie nervös. Sie betätigte den Summer und wartete auf eine Reaktion.

    Manadis saß in ihrem Bereitschaftsraum, gleich würde das Gespräch mit Captain Rix starten. Sie war tatsächlich ein wenig nervös, auch wenn es ein ganz normales Gespräch war. Mit dem Captain persönlicher zu sprechen, war dann doch noch mal was anderes. Sie hatte den Raum mittlerweile eingerichtet. Es gab verschiedene Möglichkeiten, um sich für ein Gespräch hin zu setzen. Am Schreibtisch, in der Sitzecke mit Sofa, auf Sesseln... dazu gab es viele Pflanzen, ein Aquarium und auch eine holografische Katze, die auf ihrem Platz saß. Der Summer ertönte und Manadis atmete noch mal tief durch, denn eigentlich freute sie sich auch auf das Gespräch. "Herein!", sprach sie, währen sie sich in der Mitte des Raumes befand und nun auf die sich öffnende Tür ein paar Schritte zuging.

    Als Junia das Herein hörte schritt sie durch die Tür in das Büro. Es war sogar schon eingerichtet. Junia lächelte Misses Manadis an und grüßte sie dann "Guten Tag Misses Manadis."

    "Captain Rix, schön dass sie Zeit haben und nichts dazwischen gekommen ist.", sprach sie ihre Kommandierende freundlich an. Mit einer Handgeste zeigte sie zu den verschiedenen Sitzmöglichkeiten. "Bitte, sie entscheiden, wo sie sitzen wollen. Möchten sie etwas trinken?", fragte sie gleich weiter und steurte schon den Replikator an.

    Junia ließ die Umgebung kurz auf sich wirken, ihr fiel das Aquarium auf und ebenfalls die Katze. "Ich würde die Sitzecke nehmen wenn es für sie in Ordnung ist Ensign" antwortete die Trill und fügte an "Gerne, ich würde einen Raktajino nehmen."

    "Ich richte mich da ganz nach ihnen, Ma'am. Sie sollen sich bei dem Gespräch gut fühlen. Daher ist es wichtig, einen Ort zu wählen, dem der Stimmung oder dem Bedürfnis entspricht. Wir könnten auch, das möchte ich auch gleich noch erwähnen, auf das Holodeck gehen. Manchmal ist ein Gespräch beim Laufen durch den Wald oder an einem See sehr hilfreich.", erklärte sie noch, das hatte sie vorher nicht erwähnt. Sie bestellte einen Raktajino und für sich einen roten Traubensaft. Beides nahm sie mit zur Sitzecke und stellte es auf einem kleinen Tisch ab. Sie holte noch etwas zum Knabbern und stellte es zu den Getränken. "Bevor wir starten möchte ich noch ein paar Dinge sagen. Das Gespräch ist natürlich vertraulich, ich würde es dennoch gerne Aufzeichnen, damit ich mir nicht nebenbei Notizen machen muß. Das stört aus meiner Sicht das Gespräch. Sie können dies selbst verständlich auch ablehnen.", erklärte Manadis. Dann zeigte sie auf die Katze. "Das ist Mio, mein roter Kater. Er ist zwar ein Hologramm, aber er hat, wie Katzen dies eben tun, seinen ganz eigenen Kopf. Wenn er sie stört, dann sagen sie es mir bitte, dann würde ich das Programm unterbrechen."

    Junia schien kurz zu überlegen. Ein Holodeck hätte auch etwas, doch sie blieb dabei die Sitzecke würde es genauso tun. "Danke für das Angebot Misses Manadis. Ich würde bei der Sitzecke bleiben. Ihre Katze stört mich nicht, sie müssen das Programm also nicht unterbrechen" antwortete sie dann mit einem lächeln. "ich habe nichts dagegen wenn sie das Gespräch aufzeichnen Ensign. Denn wie sie schon sagten solche Gespräche sind vertraulich" fügte sie dann noch an und ging ein paar Schritte in Richtung Sitzecke

    Manadis nickte lächelnd. Sie hatte das Zögern bei dem Angebot des Nutzens des Holodecks bemerkt. Aber es war die Entscheidung von Captain Rix und darauf ließ sich Manadis ein.

    "Gut, dann setze wir uns. Wie geht es ihnen?", fragte Manadis zunächst.

    Junia nickte kurz und setzte sich dann bequem in die Sitzecke. "Ganz gut würde ich sagen, der Tag war etwas stressig. Aber das ist immer so in meinem Job. Das kennen sie bestimmt auch?" antwortete Junia und lächelte dabei immer noch.

    Manadis hatte sich ebenfalls gesetzt und auch die Aufzeichnung gestartet. "Ja, ich kenne das auch, stressige Tage.", stimmte sie zu. "Wie gehen sie mit diesem Streß um?", wollte sie dann auch gleich wissen.

    Misses Manadis kam direkt zum Thema, das war etwas ungewohnt für die Trill. Die meisten hatten sie immer erst nach persönlichem gefragt. Allerdings würde Junia sich nicht beschweren. "Das kommt immer ein bisschen auf die Situation an. Wenn möglich versuche ich mir immer eine Pause zu können. Als Captain habe ich ja den Luxus dies in meinem Bereitschaftsraum zu tun. Wenn dies nicht möglich ist, muss ich damit umgehen und ihn soweit auf mich nehmen wie es von mir verlangt wird" antwortete die Trill dann.

    "Wenn sie also einen stressigen Tag haben und merken, dass sie sich eine kleine Pause gönnen können, nehmen sie diese auch. Das finde ich sehr positiv, dass sie auf sie dies wahrnehmen und auch auf sich achten. Was tun sie an den Tagen, an dies eben nicht möglich ist. Können sie sich nach den stressigen Tagen abschalten? Gönnen sie sich etwas?", fragte Manadis mit freundlicher Stimme weiter. Sie fühlte sich entspannt, die Aufregung, die sie vor dem Gespräch gefühlt hatte, war verschwunden.

    Junia überlegte kurz, es war ja noch nicht so lange her das eine solche Situation stattgefunden hatte. Die Mission bei Regelus war genau eine solche Situation gewesen. "Ich versuche es zumindest. Wenn ich die Brücke nach einer solchen Situation verlassen kann, dann gönne ich mir gerne in meinem Quartier einen Tee und nehme mir ein Buch zur Hand um zu lesen" erwiderte Junia und lächelte dabei.

    Manadis nickte. Sie hatte den Eindruck, dass ihr Captain achtsam mit sich umging. Das war wichtig, um den Belastungen standhalten zu können. Manadis lächelte zurück, als sie sagte: "Haben sie eine solche Situation vor Augen?"

    "Durchaus. Es ist noch nicht sehr lange her das ich das Schiff in eine heiße Zone führen musste und das ganze Schiff für mehrere Tage im Alarmzustand war und ich kaum eine Ruhepause hatte. Denn wenn der rote Alarm besteht dann ist mein Platz auf der Brücke, auch wenn es Anstrengend ist" antwortete Junia und griff nach dem Raktajino um einen Schluck zu nehmen.

    "Auf einer Skala von 0-10, 0 bedeutet gelassen und 10 totale Erschöpfung, wie hoch war ihr Level in dieser Situation? Können sie das Einschätzen?", hakte Manadis nach. "In dieser Situation, die noch gar nicht so lange her war, was haben sie da für sich getan und wie blicken sie jetzt darauf zurück?"

    Junia überlegte kurz. Diese Frage war nicht so leicht zu beantworten. Immerhin war die Shenzhou fast 2 Tage im roten Alarm gewesen. "Das ist eine Frage die schwer zu beantworten ist Counselor. Als ich die Nachricht bekommen habe, das ich sowohl die Shenzhou und 4 weitere Schiffe in eine sehr gefährliche Kampfzone fliegen sollte, da war ich noch relativ entspannt. Sie müssen wissen, oder wissen es vermutlich schon. Ich habe schon öfters Kampfsituationen in meiner Laufbahn erlebt" begann Junia zu erzählen und stockte kurz. Sie musste aufpassen was sie sagte "Als der gelbe Alarm aktuell war, da war ich noch entspannt, auf einer Skala würde ich so auf eine drei tippen. Es ist für mich mein täglich Brot wie die Menschen zu sagen pflegen. Denn auch in einer solchen Situation muss ich der Ruhepol auf der Brücke sein, denn jeder hier an Bord schaut zu mir auf. Wenn ich nicht ruhig bleibe, wie sollen es die anderen tun?" fügte sie dann nahm und nahm einen Schluck Raktajino. "Als ich dann den roten Alarm befohlen habe, da war ich schon Angespannt, allerdings ist auch dies Normalität für einen Captain. In einer solchen Situation bemerke ich den Stress nicht, da er mich nicht behindern darf. Ich bin in solchen Situation nur auf das Wohl der Crew, das Wohl des Schiffes und das Wohl der Föderation fokussiert. Alles andere sind Störfeuer die ich mir da nicht erlauben darf Ensign." erklärte sie dann weiter. Da wurde ihr Gesichtsausdruck auch etwas härter, allerdings nicht zu sehr.

    "Und wie ging es ihnen nach den Tagen, als dann die Anspannung vielleicht endlich raus durfte, weil sie nicht mehr, ich sage mal: funktionieren mußten?", wollte Manadis wissen und griff nun selber nach ihrem Glas mit Traubensaft. "In wie weit helfen ihnen auch die Erfahrungen ihrer Symbionten, mit diesen Situationen umzugehen?"

    "Nach dieser Situation habe ich mir einige Stunden auf dem Holodeck genommen. Ich mag es lange Spaziergänge zu machen. Am liebsten am Strand von Mak'ala. Das Meer und die Luft beruhigen entspannen mich. Ich habe mehrere Programme die ich nach solchen Situationen nutzen kann. Unter anderem auch eines wo ich mich körperlich dann in einer klingonischen Simulation auspowern kann" begann Junia und lächelte dabei wieder. "Nun mein Symbiont Ensign, ich vermute sie meinen meine früheren Wirte, dadurch das Yani erster Offizier auf einem Schiff war, denke ich kann ich nach solchen Situationen besser abschalten"

    "Einer klingonischen Simulation? Ich hoffe MIT Sicherheitsprotokollen?! Sie suchen sich also beides: Sowohl Ruhe, als auch körperliche Betätigung. Insgesamt scheint es mir so, dass sie sich recht gut einschätzen können und sich Wege gesucht haben, mit den Stresssituationen gut umzugehen, und damit auch mit sich selber. Schätze ich sie da richtig ein?", fragte Manadis nach und nahm dann einen Schluck aus ihrem Glas, dass sie nicht zurück stellte, sondern in der Hand behielt. "Bitte entschuldigen sie. Ich meinte natürlich die Wirte und nicht die Symbionten.", bat sie um Entschuldigung, ihre faux pas. "Yani... das war der vorletzte Wirt?", fragte sie vorsichtig nach, sie hatte die Akte nicht vor sich liegen, aber sie meinte, dass es der vorletzte Wirt von Rix war. "Gab es Situationen, in denen sie selber einen inneren Koflikt aufgrund der eventuellen anderen Charakter der vorherigen Wirte hatten?"

    Junia grinste kurz. "Yani selber war der letzte Wirt vor mir. Allerdings Varji der vorletzte Wirt von Rix war Botschafter für Trill. Er hat die klingonische Kultur sehr geschätzt, was wohl ein wenig auf mich übergegangen ist. Ich mag es mich im klingonischen Kampfsport mit und ohne Waffe zu betätigen. Die Sicherheitsprogramme sind dabei zwar an, so das ich mich nicht ersthaft verletzten kann. Allerdings gehört es dabei auch dazu mal einen blauen Fleck davon zu tragen. Bisher hat Anna... entschuldigen sie Commander Saar noch nicht gemeckert" erklärte Junia zu dem Trainingsprogramm. "ich versuche immer auf meinen Körper zu hören, wenn ich merke das ich meinen Dienst nicht ausführen kann, dann würde ich wohl auch nicht auf der Brücke erscheinen" fügte Junia noch an. Die Trill wusste das es nicht die ganze Wahrheit war, sie lag ja schon auf der Krankenstation und hatte darauf bestanden wieder auf die Brücke zu können. "Zu ihrer Frage, ich hatte bisher keine Konflikte mit den Erinnerungen meiner früheren Werte, es gab allerdings eine Situation in der mein Isoboromin Wert in einem kritischen Zustand war, allerdings hat er sich wieder normalisiert" fuhr die Trill dann fort.

    Manadis mußte kurz schmunzeln: "Blaue Flecken gehören dazu. Und ich bin der Meinung, dass es auch nicht schlecht ist, wenn man hin und wieder seinen Körper auf diese Art und Weise spürt. An seine physischen und psychischen Grenzen zu kommen, muß nichts negatives sein, wenn man sie fühlt und dementsprechend reagiert. Ich mache mir da bei ihnen wenig Sorgen, auch wenn ich vermute, dass sie...", Manadis stockte einen Moment, denn sie hatte das Wort Dickköpfig auf der Zunge, wollte es aber nich so ausdrücken. "... sehr deutlich ihren Standpunkt in jeglicher Hinsicht klarstellen.", sprach sie daher weiter. ###Soso, Anna Saar. Wenn ein Captain jemanden beim Vornamen nennt, dann liegt hier wohl noch mal eine andere Verbindung vor### "Haben sie eine Benzozyatizin-Behandlung erhalten, um die Isoboraminwerte zu stabilisieren,oder stabilisierte es sich von selber? Ich kann mir vorstellen, dass auch dies eine stressige Situation war, immerhin geht es dabei darum, ob der Wirt den Symbionten abstößt, wenn der Wert zu stark sinkt. Haben sie solche Bedenken, dass es dazu kommen kann, dass sie ihren Symbionten verlieren oder denken sie an so eine Situation nicht?"

  • [NRPG: Dies ist der zweite Teil von dem Gespräch zwischen Manadis und Rix]

    Ort des Geschehens: Deck 11, Bereitschaftsraum des Counselors

    Beteiligte Personen: @Manadis 

    Datum: 29.05.2400 Uhrzeit: 1300 ff.

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    Junia bemerkte das Stocken von Manadis, maß diesem aber keinen großen Wert zu. "Wieso machen sie sich da Sorgen? Ich versuche stets auf meine Grenzen zu achten, denn auch da muss ich ein Vorbild sein" antwortete die Trill. Als die Frage nach der Behandlung kam schüttelte Junia kurz den Kopf und erwiderte "Der Spiegel normalisierte sich wieder von selbst. Die Situation war sehr stressig zu diesem Zeitpunkt, besonders da die Crew in Lebensgefahr war. Deswegen kann ich es Ihnen nicht sagen, ob ich da Angst verspürt habe, da ich in solchen Situationen stets meine Gefühle ausblenden muss. Sonst wäre ich nicht in der Lage Entscheidungen zu treffen. Ich kann Ihnen aber sagen das ich mir keine Gedanken mache, die sich darum drehen, ob ich Rix verlieren würde oder nicht. Wir sind ein gutes Team und das werden wir bleiben, bis ich sterbe, was irgendwann zwangsläufig passieren wird" fuhr Junia dann fort.

    "Ich mache mir bei ihnen wenig Sorgen.", stellte sie noch mal lächelnd klar. "Aber natürlich mache ich mir meine Gedanken und hin und wieder bei bestimmten Personen Sorgen, dass sie eben nicht auf sich selbst achtgeben, sondern einfach nur stumpf arbeiten und funktionieren. Und das kann gefährlich werden, für die Person selbst, aber auch für das Schiff und die Besatzung. Personen, die zu oft über ihre eigenen Grenzen gehen und dies nicht merken oder etwas für sich tun, laufen Gefahr irgendwann zusammen zu brechen und das kann in sehr ungünstigen Situationen passieren.", erklärte Manadis. "Daher sehe ich darin meine Aufgabe abzuschätzen, ob mein Gegenüber sich kennt und diese Grenzen auch respektiert. Wenn nicht, dann muss ich dies mit demjenigen erarbeiten. Aber wie gesagt, sie haben genügend Erfahrung und das, was sie mir bis jetzt geschildert haben, lässt mich unbesorgt zurück.", sie lächelte noch immer, nahm einen Schluck und stellte ihr Glas wieder auf dem Sofa ab. Mio war inzwischen von seinem Platz aufgestanden und lief um die Beine der beiden Frauen. "Wenn sie eine Situation mehr beschäftigt, haben sie Freunde an Bord, mit denen sie reden können? Ich denke, gerade für sie als Captain ist es nicht leicht, Personen zu finden, mit denen sie offen sprechen können. Ich möchte keine Namen wissen. Mir geht es nur um die Tatsache Ansicht. Oder sprechen sie mit Freunden oder Familie außerhalb des Schiffes?", sie hatte natürlich vorhin registriert, dass sie Dr. Saar mit dem Vornamen ansprach, aber direkt würde sie nicht darauf eingehen.

    Junia hörte ihrer Counselor zu und musste ihr auch zustimmen. Es gab Personen, die ihre Grenzen nicht kannten und das konnte sehr gefährlich werden. Als Manadis dann das Thema Freunde und Familie ansprach, überkam die Trill Trauer. Sie hatte keine Familie mehr, allerdings konnte sie darüber nicht reden. Das ihre Stimmung sich änderte das konnte man auch sehen. Junia wartete kurz, auch weil sie merkte das sich etwas an ihren Beinen bewegte, allerdings reagierte sie nicht darauf. "Nun ich habe hier jemanden an Bord mit denen ich über Sachen und Situationen reden kann. Commander Saar dient schon sehr lange unter mir und wir sind in dieser Zeit sehr gute Freunde geworden. Deswegen stimmt es mich auch etwas traurig das sie uns verlassen wird" antwortete Junia nur noch.

    Die Traurigkeit von Captain Rix war deutlich zu spüren und Manadis gab dieser Traurigkeit auch Platz. Sie durfte sein und sollte sein. Warum ihr Gegenüber gerade traurig war, konnte Manadis nur erahnen. Sie wollte in diesem Gespräch aber nicht zu tief gehen, konnte es aber auch nicht einfach ignorieren. "Ich habe das Gefühl, dass sie ein wenig traurig geworden sind. Möchten sie darüber sprechen? Es ist nur ein Angebot, kein Muss.", versicherte sie. Wobei sie, wenn sie ganz ehrlich war, ganz froh, war, dass Captain Rix durchaus bereit war, diese Traurigkeit auch nach außen zu tragen und nicht in sich hineinfraß. "Ich kann gut verstehen, dass sie traurig sind, dass Commander Saar gehen wird. Eine Vertrauensperson ist so wichtig. Ich hoffe, sie können mit ihr anderweitig in Kontakt bleiben, damit sie sich austauschen können."

    "Das hoffe ich auch sehr Ensign." erwiderte Junia nur. "Und ja ihr habt recht Counselor. Ich bin traurig geworden da ich meine Familie gestorben ist. Ich habe nur noch ein Buch welches ich als Andenken habe Misses Manadis" erwiderte Junia und schien dabei auch etwas zu stocken.

    Die Traurigkeit von Captain Rix war immer noch deutlich zu spüren. Manadis blieb ruhig sitzen und sah ihre Kommandantin aufgeschlossen an. "Es tut mir sehr leid, dies zu hören, Captain. Mein Beileid. Hatten sie Zeit, die Trauer darüber zu verarbeiten? Ein Buch von ihrer Familie zu haben, ist etwas sehr Wertvolles. Es ist gut, dass sie es haben und somit die Erinnerungen wachhalten können und auch etwas haben, woran sie sich ein wenig festhalten können.", brachte sie ein. "Kann ich in dieser Hinsicht etwas für sie tun?"

    "Danke Counselor" erwiderte Junia und nickte dann kurz. "Ja ich hatte eine kurze Phase, allerdings wurde diese durch eine direkte Bedrohung der Föderation unterbrochen. Ich denke aber das ich damit klarkomme" fuhr Junia dann knapp fort.

    Kurze Phase, das gefiel Manadis nicht so ganz. Zwar trauerte jeder anders und auch jeder unterschiedlich lange, aber hier war eine Unterbrechung von außen gewesen und das war nie gut. Außerdem beantwortete Captain Rix die Frage sehr knapp und wirkte dabei auch etwas abweisend. "In Ordnung. Sollten sie Gesprächsbedarf haben oder ihre Trauer wieder stärker hochkommen, können sie natürlich auch jeder Zeit mit mir darüber reden. Wichtig ist, dass sie ihre Gefühle zulassen und sie nicht wegdrücken. Alles darf sein!", sprach sie, während Mio Captain Rix ansah, als würde er gleich auf ihren Schoß springen wollen. Von diesem Gespräch, wieder zurück auf ein anderes Thema zu kommen, war nicht so einfach. Daher fragte sie: "Wenn sie sich etwas für sich selber wünschen könnten, was wäre das?"

    Junia nahm einen Schluck ihres Raktajinos, während sie Manadis zuhörte. "Ich werde darauf, wenn es nötig wird zurückkommen Counselor" erwiderte Junia und stellte ihre Tasse wieder ab. "Ich bin mir bewusst, dass Gefühle ihren Platz haben sollten, in manchen Situationen muss ich sie aber zur Seite schieben Counselor. Ansonsten könnte ich kein Schiff kommandieren. Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich dies nur tue, wenn es sein muss, sprich in Situationen wo es auch sein kann das ich ein Aussenteam in Gefahr schicken muss. Wenn ich da meinen Gefühlen gestatten würde mich zu behindern, dann könnte ich solche Entscheidungen nicht treffen" fuhr Junia fort. Auf die Frage mit dem Wunsch reagierte Junia nicht. Als sie bemerkte was Manadis Kater vor hatte lächelte sie ihn nur kurz an.

    "Ich stimme ihnen da soweit zu, dass in bestimmten Situationen Gefühle keinen Platz haben sollten. Auch wenn ich arbeite, sollten meine Gefühle nicht nach außen getragen werden. Das wäre unpassend. Aber dafür gibt es Gespräche, wie jetzt, wo Gefühle Platz haben dürfen. Das dies nicht auf der Brücke geht, versteht sich von selbst.", stimmte sie Captain Rix zu. "Möchten sie meine Frage nach dem Wunsch nicht beantworten? Das ist in Ordnung, sie müssen nicht auf Fragen antworten, es hilft mir nur, wenn ich weiß, wenn sie diese nicht beantworten wollen.", hakte sie noch mal freundlich nach. Das Lächeln von Captain Rix veranlasste Mio, auf ihren Schoß zu springen.

    "Nun Counselor, ich weiß das meine Wünsche nie in Erfüllung gehen werden. Denn das ist unmöglich. Wenn ich ihn formulieren müsste, nun dann würde ich sagen das ich mir meine Schwester zurückwünsche" erwiderte Junia und begann Mio vorsichtig zu streicheln. "Deswegen werde ich auch solche Gespräche wahrnehmen Misses Manadis."

    Manadis nickte verständnisvoll und ließ kurz Zeit, um den Wunsch, den Captain Rix gerade ausgesprochen hatte, stehen zu lassen. Sie konnte gut verstehen, dass dies ein Wunsch des Captains war. "Bei Wünschen geht es nicht nur darum, dass sie in Erfüllung gehen, sondern, dass man welche hat und sie auch ausspricht. Für sich, für sein Inneres. Wenn sie in Erfüllung gehen, dann ist das wunderbar, aber manche Wünsche, wie ihrer, da weiß man, dass das nicht geht. Und dennoch kann es wichtig sein, so einen Wunsch auszusprechen und damit, vielleicht nur kurz, denjenigen, den man z.B. vermisst vor sich zu sehen oder ihn zu hören und somit, auf einer anderen Ebene, denjenigen kurz nahe zu sein." Manadis machte eine kurze Pause und sah, wie es sich Mio auf dem Schoß ihrer Vorgesetzten bequem machte und anfing zu schnurren. Tiere waren einfach etwas wunderbares, auch wenn sie nur Hologramme waren. "Sie sind jeder Zeit herzlich Willkommen, um zu reden.", versicherte sie. "Was wünschen sie sich für ihre Crew?", fragte Manadis weiter.

    Junia nickte nur kurz über die Einladung und streichelte Mio weiter. Das Schnurren beruhigte Junia tatsächlich etwas. "Was ich mir für meine Crew wünsche, dass sie ein glückliches langes Leben haben" erwiderte dann auf die Frage und auf ihrem Gesicht zeigte sich ein kleines Lächeln.

    Manadis lächelte auch: "Ein sehr schöner Wunsch.", bemerkte sie. Manadis überlegte, wie sie weiter vorgehen wollte, doch sie beschloss, dass Gespräch nicht mehr zu lange hin zu ziehen. Sie hatte schon viel Erfahren und einen guten Eindruck von ihrem Captain bekommen. "Wenn wir bei der Crew sind, würde ich gerne noch mal dortbleiben. Wie würden sie ihren Führungsstil beschreiben? Was ist ihnen wichtig?"

    "Nun dies ist eine schwere Frage. Ich würde sagen da ich jederzeit für meine Crew da bin und egal wer es von der Crew ist ihn fördern würde. Allerdings wenn wir in einer Situation sind, wo Gehorsam verlangt wird, dann fordere ich diesen auch ein und dulde dann auch keinen Widerspruch" erläuterte Junia und streichelte weiter Mio.

    "Gab es in dieser Richtung schon Probleme, dass es keinen Gehorsam gab?", fragte Manadis nach. Mio schien sich vollkommen wohl zu fühlen, das konnte Manadis ihm auch nicht verdenken, wer wurde nicht gerne gekrault?

    "Tatsächlich gab es unter meinem Kommando einen solchen Fall. Lieutenant Ral hat sich mehrere Vergehen auf meiner Brücke geleistet. Er hat es so sehr auf die Spitze getrieben das ich ihn vor der gesamten Brückencrew suspendieren und seines Amtes entheben musste" erklärte Junia mit einer sehr ruhigen und sachlichen Stimme. Sie stand hinter ihrer Entscheidung.

    Manadis interessierte weniger das wieso, sondern mehr, wie ihr Captain mit dieser Situation umging. Doch ihre Stimme und auch ihre Körperhaltung sprachen für sich, dennoch fragte sie nach: "Hatten sie im Nachhinein noch Probleme mit ihrer Entscheidung oder Handlungsweise?"

    "Nein, ich stehe völlig im Einklang mit meiner Entscheidung. Wer sich auf meiner Brücke nicht wie ein Offizier verhält, der hat auf meiner Brücke nichts zu suchen" antworte Junia und kraulte weiter Mio. "Es gibt nun einmal Regeln die auf einem Raumschiff gelten, nicht ohne Grund gibt es eine Hierarchie mit Kommandostruktur" fügte sie noch an.

    "Dem kann ich nichts hinzufügen.", lächelte Manadis. "Ma'am, ich möchte bei diesem Gespräch, gar nicht tief gehen. Daher wäre meine letzte Frage für heute: Gibt es noch etwas, worüber wir noch nicht gesprochen haben, was aber für sie wichtig ist oder was ich noch unbedingt wissen müsste?", fragte Manadis. "Wie ich schon sagte, wir können gerne auch Gespräche führen, die weiter gehen oder ein Thema behandeln.", versicherte Manadis.

    "Nein ich denke es gibt nichts was noch wichtig wäre Counselor, es sei denn Mio möchte noch etwas von mir" erwiderte Junia und lachte kurz auf. "Wegen den Gesprächen, ich weiß nicht ob ich dazu bereit bin Counselor, des Weiteren müssten sie sich dann auch eine Sicherheitsfreigabe vom Kommando holen befürchte ich" fügte die Trill noch an und kraulte weiter Mio.

    Manadis Augenbrauen gingen kurz nach oben, als Captain Rix die Sicherheitsfreigabe vom Kommando erwähnte, aber sowas war bei einem Captain nicht unbedingt ungewöhnlich. Sie hatten insgesamt eine hohe Sicherheitsstufe, da gab es auch Vorfälle, die eine Freigabe erforderten. "Es ist nur ein Angebot. Selbst wenn es darum geht, dass sie sich über ein nervendes Crewmitglied auskotzen wollen.", sprach sie zwinkernd. "Und wenn es etwas anderes sein sollte, dann müssten wir eben die Sicherheitsfreigabe erbitten.", versicherte sie. "Und was Mio anbelangt, der würde noch Stunden auf ihrem Schoß bleiben. Kraulen liebt er", lachte Manadis. "Ich danke ihnen für ihre Offenheit und dieses sehr angenehme Gespräch."

    "Das denke ich mir das er das liebt und auch ich danke Ihnen für dieses nette und gute Gespräch" erwiderte Junia und kraulte immer noch. "Ich werde mir Gedanken über ihr Angebot machen Counselor, versprochen" fügte Junia noch an.

    Manadis nickte: "Natürlich, sehr gerne. Ich sehe sie spätestens in einem Jahr wieder hier bei mir.", sprach sie lachend. "Oder nach einer schwierigen Mission...", Manadis zuckte leicht mit den Schultern, konnte sich aber ein Schmunzeln nicht verkneifen.

    "Spätestens in einem Jahr da haben sie Recht" Junia lächelte dabei.

    Sie verabschiedeten sich voneinander. Dann setzte sich Manadis an ihren Tisch, um das Gespräch aufzuarbeiten

  • ~~ psychologisches Gespräch mit Lieutenant Selke ~~

    (Dieses Gespräch wurde im Discord geführt und wird hier nur festgehalten. Dies Ist der erste Teil, den zweiten Teil postet Selke)

    Ort des Geschehens: Deck 11, Bereitschaftsraum des Counselors

    Beteiligte Personen: @Selke 

    Datum: 31.05.2400 Uhrzeit: 0900

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    Manadis erstes Gespräch für heute war mit Lt Selke. Sie hatten sich natürlich schon gesehen und vorgestellt, aber ein längeres Gespräch war bisher noch nicht erfolgt. Umso mehr freute sie sich, mit der erfahrenen Sicherheitschefin der Shenzhou zu reden. Sie hatte sich die Akte nicht genau angesehen, sie wollte sich einen eigenen Eindruck von ihr machen.

    Selke war mittlerweile auf dem Weg zum Büro von Counselor Manadis, und wie immer, wenn sie es mit einem Counselor zu tun bekam, hatte sie das Bedürfnis, lieber woanders hin zu gehen. Doch sie wusste, dass sich diese Gespräche auf Dauer nicht vermeiden ließen. Also fand sie sich schließlich doch vor der Tür besagten Büros wieder und betätigte den Türsummer, um ihre Präsenz anzuzeigen.

    Der Türsummer erklang und Manadis erhob sich aus ihrem Stuhl, um ihren Gast in Empfang nehmen zu können. Lächelnd sprach sie: "Herein" und als die Tür aufging ging sie ein paar Schritte auf Lt Selke zu. "Es freut mich, dass sie da sind.", sprach sie ehrlich und bat sie herein. Es gab verschiedene Möglichkeiten, um sich für ein Gespräch hin zu setzen. Am Schreibtisch, in der Sitzecke mit Sofa, auf Sesseln... dazu gab es viele Pflanzen, ein Aquarium und auch eine holografische Katze, die auf ihrem Platz saß. "Wir können das Gespräch hier stattfinden lassen, oder aber, wenn ihnen dies lieber ist, aufs Holodeck gehen und dort eine Umgebung aussuchen, in der sie sich wohl fühlen.", schlug Manadis vor.

    Als sie herein gebten wurde, kam Selke dieser Aufforderung auch sofort nach, denn es wäre unhöflich gewesen, ihre 'Gastgeberin' warten zu lassen. Die freundliche Begrüßung quittierte sie mit einem Nicken und einem ehrlichen "Vielen Dank, allerdings wären mir andere Umstände lieber." Kurz aber gründlich ließ sie ihren Blick über die Räumlichkeit wandern nud stutzte kurz, als sie die holografische Katze sah. Weitaus interessanter fand sie das Aquarium. "Ich denke, wir können das Gespräch auch hier führen", antwortete die Sicherheitschefin auf die Frage, wo das Gespräch geführt werden sollte, und ihr erster Impuls war es, Richtung Schreibtisch zu gehen und sich dort niederzulassen. Doch diesen Impuls rang sie nieder und hoffte, dass dieser kurze innere Kampf ihrem Gegenüber nicht aufgefallen war. Statt dessen deutete sie einfach auf die Sitzecke und fragte: "Wie wäre es mit der Sitzecke, die sieht doch gemütlich aus." Gemütlich. Es war und blieb das Büro eines Counselors, egal wie gemütlich die Einrichtung auch sein mochte.

    Innerlich mußte Manadis ein wenig schmunzeln. Sie spürte die Abneigung, die Lt Selke ausstrahlte und die man auch zwischen ihren Zeilen lesen konnte. Doch das störte sie nicht. Das war wohl Teil ihres Berufes, dass nicht alle gerne zu ihr kamen. Sie nahm es nicht persönlich, es war meist ihr Posten, der einen schlechten Ruf hatte, warum auch immer, denn sie wollte der Crew nichts tun, sondern für sie da sein. "Dann nehmen wir die Sitzecke. Wenn sie mein Kater Mio stört, dann lasse ich das Holoprogramm beenden.", erklärte sie weiter und machte eine Geste in Richtung Sitzecke. "Möchten sie etwas trinken?", fragte sie die Romulanerin, denn noch stand nichts auf dem Tisch.

    "Warum sollte mich Ihr Kater Mio stören?" fragte Selke ein wenig verwundert zurück. "Ich mag Tiere." Damit ging sie geschmeidigen Schrittes zur Sitzecke, wählte dort einen Platz, von dem aus sie den Raum gut im Blick hatte, und ließ sich nieder. "Nun, zu einem Becher romulanischer Grünbohne würde ich jetzt nicht nein sagen", beantwortete sie die Frage Manadis' und schenkte dieser ein Lächeln, das durchaus offen war und sich auch in ihren Augen zeigte. Ihre Körperhaltung allerdings zeigte, ohne dass die Romulanerin dies merkte, dass sie sich noch nicht so wirklich wohl fühlte. Das musste sich erst entwickeln, denn sie kannte diese Counselor noch nicht wirklich, und bei Romulanern war das mit Vertrauen immer so eine Sache.

    "Ich frage immer lieber nach. Es gibt genügend Personen, die keine Tiere mögen. Ich finde Tiere immer sehr beruhigend, daher habe ich auch welche in meinem Beratungsraum.", erklärte sie und ging zum Replikator, um für Lt Selke romulanische Grünbohne zu holen und für sich einen Traubensaft. "Romulanische Grünbohne... ich gebe zu, davon habe ich noch nichts gehört.", sagte sie lächelnd und sah das Getränke etwas skeptisch an und stellte es schließlich auf den Tisch vor Lt Selke ab. "Ganz die Sicherheitschefin, nicht wahr? Weil sie mit dem Blick in den Raum sitzen.", sprach sie lächelnd weiter und setzte sich. "Ihr Beruf ist ihnen in Leib und Seele übergegangen oder sehe ich das falsch?", natürlich war ihr auch bewußt, dass Romulaner ansich sehr skeptisch waren. Dennoch freute sich Manadis, dass ihre Gegenüber schon mal offen und ehrlich lächelte.

    Selke dachte kurz über die Bemerkung nach, dass nicht jeder Tiere mochte. Und prompt dachte sie an ihren Bruder, der allergisch auf alles gewesen war, das Federn oder Fell hatte. "Nun, Sie haben recht, vorher nachzufragen", sagte sie schließlich. "Und bei lebenden Tieren mag es auch Personen geben, die allergisch drauf reagieren." Sie nahm den Becher entgegen und schloss einen Moment die Augen. Sie genoss die Wärme, die der Becher abstrahlte, und das Aroma, das ihr in die Nase stieg, ließ sie nun doch ein wenig entspannen. Schließlich öffnete sie ihre grüngrauen Augen wieder und sah Manadis an. "Da haben Sie mich wohl erwischt", schmunzelte die Romulanerin, als das mit ihrer Platzwahl zur Sprache kam. Dass es nicht nur an ihrem Beruf lag, erwähnte sie vorerst nicht, sondern trank lieber einen Schluck ihrer Grünbohne. "Und was das von mir gewählte Getränk betrifft, es ist hier nicht sonderlich bekannt, war aber zu meiner großen Freude in der Datenbank des Replikators vorhanden. Für mich ist das ein Stück Heimat." Kurz verdunkelten sich ihre Augen.

    Faszinierend, dachte Manadis, als sich die Augen von Lt Selke kurz verdunkelten. Ob dies wie ein kalter Schauer war, der sich über einen legte, wenn man auf etwas angesprochen wurde, was einen bewegte? Manadis wollte darauf nicht gleich eingehen. Das wäre unprofessionell. "Das ist interessant. Ich sollte es demnächst ausprobieren. Ich probiere immer gerne Speise und Getränke anderer Kulturen, doch oft bekommt man nur das Standardessen. Daher bin ich immer für neue Inspirationen offen.", erklärte Manadis mit einem Lächeln. "Wie geht es ihnen? Wie war ihre bisherige Woche?"

    "Wie meine bisherige Woche war? Arbeitsreich", antwortete Selke trocken. Und das war keineswegs gelogen, denn als Chefin der Sicherheit hatte sie immer eine Menge zu tun. "Und wie es mir geht? Könnten Sie das eventuell etwas genauer definieren?"

    Manadis nickte: "Fühlen sie sich angspannt, bedrückt, ausgeglichen, zufrieden... ihre allgemeine Stimmung in den letzten Tagen.", antwortete sie Lt Selke.

    Über diese Frage musste Selke tatsächlich einen Moment nachdenken und trank derweil einen weiteren Schluck Grünbohne. Schließlich meinte sie: "Im Großen und Ganzen würde ich mich aktuell als ganz zufrieden sehen. Es gibt zwar immer wieder mal Tage, wo ich etwas angespannter bin, aber das ist vollkommen normal, schätze ich." Sie zuckte kurz die Schultern, eine Geste, die sie unbewusst von ihren menschlichen Kollegen übernommen hatte.

    "Ja, das sehe ich auch als ganz normal.", stimmte sie Selke zu. "Mich würde interessieren, wie sie mit stressigen Situationen umgehen. Sowohl in der Situation selber, als auch danach. Was tun sie für sich?", fragte sie mit freundlicher Stimme weiter. Sie nahm ihr Glas und trank einen Schluck von ihrem Traubensaft.

    Selkes Blick war nachdenklich, denn das waren durchaus gute und berechtigte Fragen, die ihr da gestellt wurden. Fragen dieser Art hatte die Vorgängerin Manadis' nicht mal gestellt. Die Romulanerin rief sich die letzten Situationen vor Auge, wo es für sie stressig gewesen war und meinte schließlich: "Wenn ich merke, dass eine Situation für mich stressig wird, probiere ich es in der Regel erst einmal damit, tief durch zu atmen, manchmal schließe ich dabei auch kurz die Augen. Meistens hilft mir das schon. Wenn es länger anhält oder schlimmer wird, greife ich auf vulkanische Techniken zurück, die mir eine Kommilitonin an der Akademie beigebracht hat." Sie hielt kurz inne und meinte dann leise: "Schon irgendwie ironisch…" Erneut nahm sie einen Schluck aus dem Becher, von dessen Inhalt bald nichts mehr übrig sein würde, und das Gespräch hatte gerade erst begonnen. "Und was ich für mich tue? Nun, zum Stressabbau nutze ich sowohl die Sporthalle als auch das Holodeck, ich surfe gerne und habe absolut kein Problem damit, mich auch mal richtig faul mit einem guten Buch in der Hand auf mein Sofa zurückzuziehen."

    Manadis beobachtete Selkes Reaktion. Ihr Gegenüber schien ganz bei sich zu sein und vor allem hatte Manadis den Eindruck, dass sie auch hier angekommen war. Sie machte einen ruhigen, ausgeglichenen Eindruck auf sie und gleichzeitig war sie sehr wach und da. "Auf mich wirkt es, dass sie recht aufgeschlossen sind, etwas, was man, wenn ich das so sagen darf, von Romulanern weniger erwartet. Ich mag selber solche... ich nenne es mal Vorurteile nicht... und dennoch bin auch ich nicht gefeit davor, mich überraschen zu lassen. Und vulkanische Techniken sprechen oft für sich. Umso schöner, dass sie diese auch anwenden.", bemerkte Manadis. "Ich finde es lobenswert, dass sie sich offenbar Techniken angeeignet haben, um mit Streß umzugehen. Sowohl in der Situation, als auch danach.", sprach sie weiter und nickte dabei. "Ich habe es nicht ganz genau im Kopf, aber sie üben ihren Beruf schon länger aus, nicht wahr? Mir scheint es, dass sie auf genügend Erfahrungen zurückgreifen können, die ihnen helfen.", äußerte Manadis ihre Vermutung.

    Selke lehnte sich nun tatsächlich zurück und spürte, dass sie langsam aber sicher tatsächlich auch hier entspannte. "Nun, was meine Offenheit betrifft, so kann ich mich bei meinem Vater bedanken, der ungewöhnlich liberal und offen eingestellt war und mich entsprechend erzogen hat", sagte die Romulanerin ruhig, doch erneut verdunkelten sich ihre Augen dabei, bzw. verschob sich die Farbe eher in Richtung grau. "Leider werden uns Romulanern spätestens von dem Moment an, in dem wir in staatliche Obhut wie zum Beispiel die Schule kommen, Vorurteile eingetrichtert", meinte sie mit einem Seufzen. "Es ist schwer, mit diesen aufzuräumen, wenn man sie einmal hat. Trotz aller Mühen meines Vaters sind bei mir einige hängen geblieben und ich bin noch immer damit beschäftigt, diese über Bord zu werfen." Sie schwieg eine kleine Weile. "Dass ich vulkanische Techniken angenommen habe, begann mit einer Notwendigkeit", sagte sie dann und sah die Counselor offen an. "Ich habe leider das Temperament meiner Mutter geerbt und das hat mich an der Akademie mehrmals in Schwierigkeiten gebracht. Aber schlimmer noch, es hatte Auswirkungen auf meine Kameraden, und dem musste ich begegnen. Es ist mir damals nicht leicht gefallen, überhaupt um Hilfe zu bitten, geschweige denn mich an eine Vulkanierin zu wenden." Erneut schwieg sie kurz, als ihre Gedanken in die Vergangenheit wanderten. "Aber diese Kommilitonin war zu meinem Glück so freundlich, mir zu helfen. Das war eine große Hilfe." Ein weiterer Schluck Grünbohne verschwand nun aus dem Becher, der damit beinahe leer war. "Nun, im Bereich Sicherheit diene ich in der Sternenflotte seit ich meinen Abschluss an der Akademie gemacht habe", antwortete sie auf die letzte Frage der Counselor. "Ich habe davor aber schon während meiner Pflichtdienstzeit damals im Romulanischen Sternenimperium in diesem Bereich gedient, nachdem ich mir das verdient hatte. Selbstverständlich war eine solche Einteilung nicht."

    Aufmerksam hörte Manadis Selke zu und sie war erfreut darüber, dass diese offen sprach. Wieder sah sie, dass sich die Augen von dieser veränderten. "Ich möchte mich erstmal dafür bedanken, dass sie offen mir mit reden.", begann Manadis und sprach dann weiter "Mit Vorurteilen aufzuräumen ist immer schwierig, vor allem, dann wenn man in Kindesalter diese schon beigebracht bekommen hat. Sie sind jedoch sehr reflektiert, daher habe ich den Eindruck, dass sie, selbst wenn sie Vorurteile haben, offen sein können. Das ist viel Wert und insbesondere in ihrem Berufsfeld sehr wichtig.", Manadis trank einen Schluck und stellte ihr Glas zurück auf den Tisch, ehe sie weitersprach: "Sie sagten "leider" zu ihrem Temperament. Hat es nicht auch Vorteile für sie? Im ersten Augenblick scheint es viele Nachteile zu haben, sie haben es ja bereits angesprochen. Doch mir scheint, dass sie gut damit umgehen können. Doch gibt es nicht auch Vorteile?", fragte sie nach. "Ich entnehme ihrer Ausführung, dass der Beruf der Sicherheit schon immer ihr Ziel war auszuführen?"

    "Es würde keinen Sinn machen, nicht offen mit Ihnen zu reden", erwiderte Selke trocken. "Sie sind hier immerhin dafür zuständig festzustellen, ob die Leute hier an Bord psychisch fähig sind, ihre Aufgaben zu erfüllen. Und damit Sie das zuverlässig können, ist ein gewisses Maß an Offenheit unumgänglich, nicht wahr." Kurz schwieg sie. "Trotz aller Vorurteile, die mir eingetrichtert wurden, hat mein Vater mich gelehrt, möglichst offen zu bleiben und erst einmal jedem eine Chance zu geben. Und das versuche ich umzusetzen, jeden Tag auf Neue und mal mehr, mal weniger erfolgreich." Über ihr Temperament dachte sie dann jedoch kurz nach. "Zugegeben, mein Temperament kann Vorteile haben, doch nur in bestimmten Situationen", antwortete sie dann mit immer noch sehr nachdenklichem Blick. "Würde ich diesem Temperament erlauben, sich Bahn zu brechen, würde ich wohl metaphorisch gesprochen einiges an Porzellan zerbrechen. Im Kampf mag es nützlich sein, doch in den meisten Fällen ist es eher hinderlich, wenn man ständig den Drang hat, Leute zu vermöbeln", stellte sie lapidar fest. "Was den Bereich Sicherheit betrifft, so war dieser nicht von Beginn an mein Ziel", erklärte die Romulanerin dann ruhig. "Ich wollte einfach nur Offizier werden. Das mit dem Bereich Sicherheit hat sich dann anhand meiner Fähigkeiten und Persönlichkeit ergeben. Und es war für mich auch die richtige Wahl. Ich hätte an der Akademie auch einen anderen Bereich wählen können, doch die Sicherheit fühlte sich für mich richtig an."

    "Das ist richtig, es würde die ganze Sache hier erschweren, wenn sie nicht offen wären. Daher schätze ich es, dass wir auf einer angenehmen Ebene miteinander reden können.", erläuterte Manadis. "Mir scheint, ihr Vater war ein weiser Mann und sie ehren ihn." äußerte sie ihre Beobachtung und war fast ein wenig verwundert, dass dieses Mal, beim Thema Verwandtschaft sich nicht die Augen der Romulanerin änderten. "Nun, sicherlich ist der ständige Drang, jemanden aggressiv zu begegnen meist nicht hilfreich. Ich würde gerne wissen, wann ihr Temperament bei ihnen durchkommt. Ich vermute, wenn sie gereizt werden, oder auch schon, wenn sie angerempelt werden? Sagen wir auf einer Skala von 1-10, 1 bedeutet, jemand blickt sie einfach länger an und 10 jemand bedroht sie mit einer Waffe, wann setzt ihr temperamentvolles Verhalten ein, wann spüren sie es?", fragte Manadis nach. "Und ist es gleich eine Art von körperlicher Aggressivität, die sie bei sich spüren oder ist es eher ein wüten werden oder verbales Ausbrechen?", wollte sie näher erklärt bekommen, damit sie Selke richtig verstand. "Mich würde interessieren, was sie anstatt der Sicherheit gewählt hätten."

  • [NRPG: Dies ist der zweite Teil des Gesprächs zwischen Counselor Manadis und Lt. Selke; dieses Gespräch wurde in Discord geführt.]

    Ort des Geschehens: Deck 11, Bereitschaftsraum des Counselors

    Beteiligte Personen: @Manadis 

    Datum: 31.05.2400 Uhrzeit: 09:30

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    "Ja, ich denke, das kann man so sagen, dass mein Vater ein weiser Mann war", antwortete Selke ruhig, doch in ihren Augen zeigte sich nun doch wieder eine Farbverschiebung ins Graue, und in ihrem Blick ließ sich auch kurz ein Anflug von Trauer erkennen. Aber auch von Zorn, auch wenn sie sich gut genug unter Kontrolle hatte, ruhig bleiben zu können. Sie konnte eh nichts an dem ändern, was geschehen war. "Sie wollen wissen, wann mein Temperament durchkommt und jeweils auf einer Skala von 1-10?" Selke überlegte kurz. "Wenn ich mich in Geduld üben muss, beginnt es ganz unten, also bei 1, und mit steigender Dauer steigt es auch auf der Skala. Bisher kam es jedoch noch nicht zu einer Situation, wo ich es nicht geschafft habe, mein Temperament im Zaum zu halten. Dafür habe ich mich anschließend in der Sporthalle ausgepowert." Sie atmete kurz durch, bevor sie fortfuhr. "Mich anzurempeln würde mich noch nicht sonderlich jucken", meinte sie dann trocken. "Das wäre, je nach Rempler, maximal eine 2. Mich mit einer Waffe zu bedrohen wäre für mich eine 8 auf der Skala. Die 10 würde man bei mir erreichen, wenn man Personen bedroht, die mir etwas bedeuten." Erneut legte sie eine kurze Pause ein, um kurz nachzudenken. "Was die Art der Aggressivität betrifft, so kann jede der von Ihnen genannten Arten bei mir auftreten", erklärte die Romulanerin trocken. "Dabei sind die verbalen Formen bei mir noch die harmloseren. Und solange ich nur laut werde, geht es noch. Erst wenn ich sehr freundlich und leise werde, sollte man laufen." Ihr Blick war dabei absolut ernst. Und wieder musste sie kurz überlegen, um auch die letzte Frage beantworten zu können und meinte schließlich: "Nun, ich wäre eigentlich gerne in den Bereich der Wissenschaft gegangen, aber ich habe schnell schon während des ersten Jahres gemerkt, dass ich dafür nicht gemacht war. Die andere Alternative wäre für mich die Taktik gewesen. Oder CONN, aber auch für letzteres hatte ich nicht so wirklich die nötigen Voraussetzungen." Sie zuckte kurz die Schultern. "Somit blieb für mich die Wahl zwischen Sicherheit und Taktik, und mir gefiel die Sicherheit besser, das lag mir auch mehr."

    Da waren sie wieder, die Augen, die sich veränderten. "Sie sind sehr reflektiert, was mich sehr beruhigt. Denn nur wer über sich reflektiert, kann sich selber einschätzen und bleibt handlungsfähig, bzw. kann in entsprechenden Situationen reagieren. Was sie aufgelistet haben, klingt aus meiner Perspektive sehr nachvollziehbar und keines Wegs überspitzt. Um aber noch mal einen Bogen zu schlagen, auf das, was auch positiv sein kann. Bitte korrigieren sie mich, wenn ich falsch liege, aber ich habe das Gefühl, dass sie Stimmungen gut wahrnehmen, eben auch, oder auch besonders, aggressive. Ich vermute sie haben gute innere Antennen, die ihnen ermöglichen, dies sehr schnell registrieren und sie sozusagen anspringen. Das ist etwas Positives, was sie nutzen sollten. Nicht um auszubrechen, sondern um schon sehr früh reagieren zu können. Wie gesagt, dass ist nur eine Vermutung, ich kenne sie noch zu wenig, um dies wirklich beurteilen zu können, ich schließe dies nur aus ihrem Bericht.", sprach Manadis offen aus, was sie vermutete. "Keine Sorge, ich werde ihnen kein Anti-Aggressionstraining auferlegen. Bei ihren Schilderungen habe ich keinerlei Veranlassung dazu." Außerdem gab es keine Berichte über ein Fehlverhalten in diese Richtung. Manadis wollte nur klar stellen, dass es hier nicht darum ging. "Sie haben offenbar vielseitige Interessen", bemerkte Manadis lächelnd. "Möchten sie noch etwas trinken?" Ihr war aufgefallen, dass Selkes Becher fast leer war.

    "Danke, ich nehme sehr gerne noch etwas zu trinken", antwortete Selke mit einem leichten Nicken. "Ich würde dann noch einmal das Gleiche nehmen." Kurz dachte die Romulanerin über das von Manadis Gesagte nach und meinte schließlich: "Zu reflektieren, aber auch meine Umgebung und die Personen dort abzuschätzen ist etwas, das ich von klein auf gelernt und praktisch mit der Muttermilch aufgesaugt habe." Sie musterte Manadis kurz. Für sie waren Deltaner noch immer ein wenig fremdartig. "Anti-Aggressionstraining…", murmelte Selke und fühlte sich prompt an ihren ersten Counselor erinnert. "Das hatte ich doch mal vor einer gefühlten Ewigkeit." Sie schüttelte energisch den Kopf. "Es ist gut, dass ein solches nicht notwendig ist", sagte sie dann ehrlich.

    Manadis nickte und stand auf. Sie holte noch ein mal Grünbohne und auch etwas zu knabbern, sie stellte beides auf den Tisch. Mio hatte Manadis Aufstehen dazu genutzt, sich auf ihren Platz zu begeben und rollte sich dort zusammen. "Nein, mein Freund, so nicht", lachte Manadis, nahm ihren Kater hoch und setzte ihn wieder auf dem Boden ab. Dieser schien etwas angesäuert zu sein und ging zielstrebig zu Selke und setzte sich vor sie, abwartend, ob er auf ihren Schoß konnte. "Nein, wie gesagt, ich schätze sie als sehr reflektiert ein. Ich würde erst eingreifen, wenn ich merke, dass sie dies nicht unter Kontrolle hätten." So übergab sie es in Selkes Verantwortung, wohin es auch gehörte. "Ich würde gerne noch eine Beobachtung ansprechen. Im Grunde ist dieses Gespräch nur dazu da, zu sehen, wie es ihnen geht, was sie bewegt, wie sie mit sich umgehen etc. Dennoch ist mir etwas aufgefallen, was vielleicht nicht ganz in diesen Rahmen hinein gehört. Daher, wir müssen nicht darüber reden, aber ich möchte es ansprechen: Sobald sie von ihrer Familie erzählen, ändert sich ihre Augenfarbe und ich habe auch das Gefühl, dass sich gleichzeitig ihre Stimmung ändert. Gibt es etwas, worüber sie in diesem Zusammenhang reden möchten? Es ist kein Muss, nur ein Angebot. Das muß auch nicht heut sein, sondern jeder Zeit."

    Während Manadis etwas neues zu trinken holte, sah Selke, wie der holografische Kater es sich auf dem Platz der Counselor gemütlich machte. Selke grinste amüsiert. Als dieser wieder auf den Boden gesetzt wurde und sich nun vor ihr hinsetzte, schaute die Romulanerin die Counselor an und fragte: "Wäre es in Ordnung, wenn er zu mir auf den Schoß darf? Immerhin ist es Ihr Büro, Ihre Sitzecke, Ihr Kater und somit gelten auch Ihre Regeln." Auf die Bemerkung, dass sie als sehr reflektiert eingestuft wurde, nickte sie in einer Geste der Zustimmung und hörte sich an, was Manadis nun weiter zu sagen hatte. Dieser waren die Farbveränderungen ihrer Augen aufgefallen und auch, wann diese auftraten. Selke senkte vorübergehend den Blick und der Griff um den neuen Becher Grünbohne wurde fester. Schließlich hob sie den Blick wieder und sah Manadis erneut offen an. "Da Sie es schon ansprechen, Counselor, kann ich es Ihnen genauso gut auch jetzt direkt erklären", sagte sie ungewohnt leise. "Ich habe damals nicht nur mein Zuhause und meine Heimat verloren, als ich geflohen bin. Zuvor habe ich praktisch meine gesamte Familie verloren, wobei mein Vater zunächst noch als im Dienst vermisst galt. Ich habe später erfahren, dass er fern der Heimat verstorben ist. Und vor allem ihm habe ich mich sehr verbunden gefühlt." Ihr Blick ging in die Ferne.

    "Ja, natürlich, nur zu!" antwortete sie auf die Frage, ob Mio auf Selkes Schoß darf und als hätte er es gehört, sprang er auch sofort hoch. Wahrscheinlich hatte er Selkes Körpersprache gelesen, die auf Manadis' Bestätigung einladend wurde. Dann antwortete ihr Selke offen auf ihre Frage. Die Bedrückung war zu spüren und Manadis ließ dem auch den Raum, den es brauchte. Sie antwortete nicht sofort, aber schließlich sagte sie: "Mein Beileid. So ein Verlust ist sehr schwer zu verkraften." Ihr Stimme war sehr ruhig. Selkes Blick wirkte Gedankenverloren. Was für eine starke Persönlichkeit und Frau doch vor ihr saß. "Hatten sie die Möglichkeit in Ruhe zu trauern?" wollte sie wissen. "Ihre Augen spiegeln scheinbar noch immer eine gewisse Trauer wieder, wenn sie an ihre Familie denken und sich dadurch die Farbe ändert."

    Als der Kater ihr auf den Schoß sprang, zeigte sich in Selkes Gesicht ein leichtes Lächeln, erst recht, als er sich gemütlich dort zusammenrollte. Behutsam streichelte sie ihn, ließ die Finger über das Fell gleiten. Holografisch oder nicht, sie empfand dies als sehr beruhigend. "In Ruhe trauern konnte ich erst, als ich in der Föderation angekommen war und alle Befragungen vorüber waren. Ich brauchte einige Zeit, um erst einmal selbst zur Ruhe zu kommen. Aber danach, ja." Ein wehmütiges Lächeln zeigte sich. "Ich habe mir dann ein Tattoo stechen lassen, mit dem ich meine Geschwister und meinen Vater ehre. Trotzdem, sie alle fehlen mir. Familie ist uns Rihannsu sehr wichtig, wissen Sie, und die Art, wie das alles gelaufen ist…" Sie seufzte leise.

    Der Gesichtsausdruck von Selke veränderte sich wein wenig, als diese den Kater streichelte. Ihre Züge wurden etwas sanfter. Das konnte kein Mensch so schnell erreichen, wie Tiere es konnten. "Es beruhigt mich zu hören, dass sie, auch wenn etwas später, Zeit hatten, zu trauern. Es ist ein wichtiger Prozess, um Abschied zu nehmen und sich selber neu zu ordnen", sprach Manadis ruhig weiter. "Was ich sehr positiv an ihnen sehe, ist, dass sie Wege gefunden haben, mit ihrer Trauer umzugehen. Ganz verschwinden wird es nie, wenn die Personen einen wichtig waren. Und offenbar tragen sie viel von ihnen in sich." Manadis lächelte sanft. "Haben sie gute Freunde oder eine eigene Familie, mit denen sie sprechen können oder etwas unternehmen? Sie sagten, den Rihannsu allgemein und ich schätze ihnen im besonderen, ist Familie so wichtig. Gibt es etwas ähnliches für sie im aktuellen Leben?"

    "Eine eigene Familie habe ich bislang keine gegründet", antwortete Selke ruhig und sah Manadis dabei an. "Dazu müsste ich erst den passenden Deckel zum Topf finden." Sie schmunzelte ein wenig. "Was Freunde betrifft, so befindet sich meine beste Freundin seit meiner Zeit an der Akademie hier, und ich habe auch bereits Kontakte zu Kollegen geknüpft, mit denen ich nach Dienstschluss durchaus auch Zeit verbringe." Sie lächelte nun wieder etwas wehmütiger als sie weitersprach. "Es gab damals viele, die der Ansicht waren, ich wäre meinem Vater so ähnlich, dass wir unter anderen Bedingungen Zwillinge hätten sein können." Und das stimmte tatsächlich. Sie war ihm in der Tat sehr ähnlich, und das war etwas, das sie durchaus mit Stolz erfüllte.

    "Das höre ich gerne, dass sie Kontakte haben. Und der passende Deckel... ich wünsche ihnen, dass sie ihn bald finden. Mir ist durchaus bewußt, dass das manchmal gar nicht so einfach ist." Dabei zwinkerte sie Selke kurz zu. Die Stimmung der Sicherheitschefin hatte sich wieder geändert, von der Traurigkeit zu etwas Positiven. Vor allem, wenn sie von ihrem Vater sprachen. "Behalten sie sich genau dies. Diesen Stolz und Freude, wenn sie an ihren Vater oder ihre Familie denken. Das kann über manche schwierigen Situationen helfen." Sie machte eine kurze Pause, um einen Schluck zu trinken und auch, weil sie noch mal das Thema wechseln wollte. "Wenn sie Redebedarf haben, dürfen sie natürlich auch jeder Zeit zu mir kommen. Ich weiß, ich bin Counselor, aber ich kann gut zuhören." Manadis schmunzelte kurz und sprach dann weiter. "Ich würde gerne noch kurz auf ihre Arbeit zu sprechen kommen, wenn dies für sie in Ordnung ist. Wenn sie aber lieber noch über ihre Familie sprechen wollen, dann können wir dies selbstverständlich auch tun."

    Auch Selke nahm nun noch einmal einen kräftigen Schluck aus ihrem Becher, wobei sie auch weiterhin den Kater streichelte, der ein leises Schnurren von sich gab. Auf das Angebot Manadis' erwiderte sie: "Vielen Dank, es ist immer gut, jemanden zu haben, mit dem man reden kann, auch wenn die Gattung Counselor bei mir normalerweise eher nicht so gut ankommt." Sie sah ihr Gegenüber entschuldigend an. "Immerhin ist es mit Ihnen aber weitaus besser gelaufen, als mit ihrem Kollegen, der sich damals als erster um mich kümmern sollte." Inzwischen konnte sie über diesen Vorfall damals zumindest schmunzeln. "Und wir können gerne noch einmal auf meine Arbeit zurückkommen. Ich habe nichts dagegen." Sie lächelte, und ihre Augen zeigten inzwischen wieder das vertraute und bei ihr normale grüngrau.

    "Sehen sie, wir haben etwas gemeinsam: Sicherheitsleute können manchmal genauso abschreckend wirken, wie Counselor. Und mit manchen kommte man gut zurecht und mit anderen weniger." Dabei grinste sie ein wenig, wurde dann jedoch wieder ernster und wechselte das Thema: "Wie läuft es in ihrem Team, gibt es irgendwelche Schwierigkeiten? Wie geht es ihnen mit ihrer Führungsposition?" wollte sie wissen.

    Ob der Bemerkung der Counselor, dass Sicherheitsleute manchmal ebenso erschreckend wirken konnten, musste Selke kurz lachen, wurde aber ebenso schnell wieder ernst, als Manadis weitersprach und noch einmal Fragen zu ihrer Arbeit stellte. "Nun, ich kann mich nicht beklagen", antwortete sie gelassen. "Mittlerweile sind wir alle zu einem starken Team zusammengewachsen. Und selbst mit meiner rechten Hand verstehe ich mich inzwischen ziemlich gut, auch wenn wir immer noch ein wenig Rivalität haben. Die leben wir aber entweder im Ring oder auf dem Schießstand aus. Außerdem habe ich mir angewöhnt, als Ansprechpartner für meine Leute da zu sein, wenn mal etwas sein sollte. Das hat mein Vater auch immer so gehalten und ist immer gut damit gefahren. Und so, wie ich die Lage in meiner Abteilung aktuell einschätze, scheint das auch ganz gut zu funktionieren." Das Schnurren des Katers hatte in der Tat eine sehr beruhigende Wirkung. Sie fand das faszinierend. Kurz dachte sie über Manadis' letzte Frage nach und antwortete schließlich: "Nun, am Anfang wusste ich kaum, wo mir der Kopf stand, denn ich war de facto ins eiskalte Wasser geworfen worden. Aber mittlerweile kann ich sagen, ich bin angekommen." Ihr Tonfall und ihre Haltung verrieten, dass sie dies mit absoluter Sicherheit sagte, einer Sicherheit, die sie auch empfand. "Und auch, wenn es manchmal viel Arbeit ist, fühle ich mich da, wo ich jetzt bin, durchaus sehr wohl."

    "Dem entnehme ich, dass der Start nicht reibungslos verlief. Was auch nicht selten ist. Viele verschiedene Charaktere kommen zusammen und müssen sich erst finden. Schön, dass es ihnen gelungen ist, ein starkes Team zu formen. Das kostet schließlich Kraft und manchmal auch Nerven. In ihrer Stimme schwingt auch durchaus etwas Stolz mit", bemerkte Manadis. Als Selke wieder ihren Vater ansprach, schmunzelte sie kurz. Er war wirklich sehr präsent, was nicht negativ war. "Es freut mich sehr zu hören, dass sie sich wohl fühlen. Eine wichtige Voraussetzung, um ein Team zu führen und auch, mit dem Streß, den es nun immer wieder gibt, umzugehen." Sie trank noch einen Schluck. "Ich habe eine letzte Frage an sie: Gibt es noch etwas, worüber wir noch nicht gesprochen haben, was aber für sie wichtig ist oder was ich noch unbedingt wissen müsste?"

    "Es stimmt, ich bin durchaus stolz darauf, dass es gelungen ist, die Abteilung zu einem starken Team aufzubauen", stimmte Selke mit einem Lächeln zu. "Aber da haben wir alle dran mitgewirkt." Dann kam die letzte Frage, und über die musste Selke noch einmal kurz nachdenken. Doch schließlich schüttelte sie leicht den Kopf und meinte: "So spontan fällt mir da nichts mehr ein." Sie nahm ihren Becher mit romulanischer Grünbohne und leerte den verbliebenen Rest in einem Zug. Es war eh nicht mehr allzu viel.

    "Dann würde ich das Gespräch an dieser Stelle beenden. Ich danke ihnen sehr, für diese angenehme und ausführliche Gespräch. Ich wiederhole mich auch wirklich gerne: Wenn immer etwas ist, dürfen sie sich gerne an mich wenden", unterstrich sie noch mal mit einem Lächeln.

    "Ja, das Gespräch mit Ihnen war in der Tat recht angenehm", musste Selke zugeben. "Und ich werde sehr gerne auf Sie zukommen, wenn ich mal etwas haben sollte." Sie schenkte Manadis ein Lächeln, das sich auch deutlich in den Augen zeigte. "Und das sage ich nicht zu jedem Counselor." Das Lächeln wurde für einen Moment zu einem Schmunzeln. "Wenn es dann nichts mehr gibt, werde ich mich nun wieder an meine Arbeit machen." Behutsam setzte Selke den Kater wieder auf den Boden, was ihm offenbar nicht wirklich passte, aber sonst konnte sie nicht aufstehen.

    Geschmeidig erhob sie sich. "Ich wünsche Ihnen noch einen angenehmen Tag, Counselor. Und lassen Sie sich nicht zu sehr von Ihrem Kater ärgern." Sie zwinkerte Manadis gut gelaunt zu.

    Manadis lachte: "Bei Mio bin ich unterlegen, er ärgert mich zu gerne." Dabei zwinkerte sie und erhob sich ebenfalls. Sie freute sich darüber, dass das Gespräch auch für Selke in Ordnung war. "Ich wünsche ihnen einen guten Arbeitstag." Sie verabschiedeten sich und schließlich war Manadis wieder mit Mio alleine in ihrem Raum. Sie würde jetzt noch ein paar Aktennotizen zum Gespräch machen

    Nachdem sich die beiden voneinander verabschiedet hatten, kehrte Selke in ihr Büro zurück und war froh darüber, dass sie mit Manadis so gut zurecht kam. Sie hatte da schon anderes erlebt, weshalb sie immer ein wenig misstrauisch war. Doch überraschender Weise war sie nach diesem Gespräch gut gelaunt, und so machte sie sich wieder an die Arbeit.

  • ~~ psychologisches Gespräch mit Ensign Casadio~~

    (Dieses Gespräch wurde im Discord geführt und wird hier nur festgehalten.)

    Ort des Geschehens: Deck 11, Bereitschaftsraum des Counselors

    Beteiligte Personen: Leano Casadio

    Datum: 28.09.2400 Uhrzeit: 0900

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    Manadis saß in ihrem Büro und hatte alles für das nächste Gespräch vorbereitet. Es war mit Leano Casadio, dem TO, der wie sie, erst neu auf die Shen versetzt wurde. Sie war gespannt, wie er sich hier eingelebt hatte und es ihm ging. Sie hatten natürlich schon Anknüpfungspunkte gehabt, aber dieses Gespräch war ja doch noch mal etwas anderes.


    Leano hatte sich auf den Weg zum neuen Counselor gemacht. Das erste Gespräch stand an und er war doch etwas nervös. Leano ging bewusst langsam durch die Gänge. Viel zu schnell hatte er das Büro erreicht und drückte den Türsummer.

    Der Türsummer erklang und Manadis erhob sich von ihrem Stuhl. Sie ging um den Tisch herum und sagte dann: "Herein".

    Leano öffnete die Tür und sah in das Büro. Etwas zögerlich trat er ein und sah die Deltanerin welche an ihrem Schreibtisch stand an.

    "Guten Tag, Ensign Manadis. Leano Casadio, ich habe einen Termin bei Ihnen" sagte er etwas unsicher. Er mochte das Gefühl nicht, konnte aber nichts dagegen tun. Natürlich wusste er, dass ein Counselor nichts böses wollte, jedoch hatte er bisher nur wenig Berührungspunkte gehabt.

    "Herzlich Willkommen, Ensign Casadio.", begrüßte Manadis den taktischen Offizier mit einem Lächeln. Seine Körperhaltung sprach für ein wenig Unsicherheit, aber das war sie gewohnt, sie hatte es eher selten, dass die Crew gerne zu ihr kam, vor allem, wenn es sich um einen Pflichttermin handelte. "Bitte, suchen sie sich einen Platz aus.", bot sie an. Es gab verschiedene Möglichkeiten, um sich für ein Gespräch hin zu setzen. Am Schreibtisch, in der Sitzecke mit Sofa, auf Sesseln... dazu gab es viele Pflanzen, ein Aquarium und auch eine holografische Katze, die auf ihrem Platz saß. "Stört sie mein Kater Mio? Wenn ja, dann beende ich das Programm. Möchten sie etwas trinken?", fragte sie mit einer offenen Haltung ihren Gegenüber.

    Leano trat in das Büro hinein. Eine klassische Sternenflotten Einrichtung empfing ihn, etwas durch verschiedene Gegenstände aufgewertet. Durchaus gemütlich, wie er fand. Das er bei der Platzwahl frei war tat seiner Unsicherheit keinen Abbruch. Er sah sich kurz um und entschied sich dann für einen Sessel. Als der Counselor ihn auf die Katze ansprach schüttelte er leicht den Kopf. "Nein nein. Er stört mich überhaupt nicht. Interessantes Haustier, darüber muss ich einmal nachdenken." lächelte er. "Ich nehme gerne ein Wasser, wenn es keine Umstände macht" sagte er. Er versuchte betont neutral und freundlich zu sein, dies resultierte aus seiner Unsicherheit.

    Manadis nickte, ging zum Replikator und holte eine Karaffe mit Wasser und für sich selber Traubensaft. Sie stellte die Getränke auf den kleinen Tisch, der von den Sesseln eingerahmt war und setzte sich dann Leano gegenüber. "Wenn sie nichts dagegen haben, werde ich das Gespräch aufzeichen, dann muß ich mir keine Notizen machen, die ablenkend sein könnten. Das, was wir hier besprechen, fällt natürlich unter den Datenschutz.", klärte sie erstmal auf, bevor das eigentliche Gespräch beginnen würde.

    Er nickte. Es war gut zu hören, dass das Gespräch nicht nach aussen dringen würde. Natürlich war ihm bewusst, dass es in dringenden Fällen sogar die Pflicht des Counselors war gewisse Stellen über Inhalte des Gespräches aufzuklären. Eigentlich hatte er nichts zu verbergen, alles was nennenswert gewesen wäre stand in seiner Akte. Das er kein unbeschriebenes Blatt war war dieser ebenfalls zu entnehmen. Er nickte. "Ich habe damit keine Probleme."

    "Gut, vielen Dank.", sagte Manadis und blickte Leano freundlich an. "Wie geht es ihnen heute oder allgemein?", wollte sie zunächst von ihm wissen.

    "Mir geht es soweit gut." lächelte er. "Viel Arbeit, aber ich denke da spreche ich ihnen aus der Seele. Wenn man eine Abteilung übernommen hat warten vielfältige Pflichten."

    Manadis nickte verständnisvoll: "Das ist wohl wahr. Wie geht es ihnen damit, einen Führungsposten inne zu haben und ein Team zu leiten?", fragte sie auf seine Äußerung eingehend und trank einen Schluck von ihrem Saft.

    Leano sah kurz nach unten. "Nun, es ist das aus was man 4 Jahre lang vorbereitet wird. Es macht mir Spass ein Team zu führen. Die Bürokratie und die Kämpfe um Respekt und Anerkennung sind weniger schön. Die meisten meiner Crewmitglieder hat er mir einfach gemacht, bei manchen merkt man, dass sie skeptisch sind, aber offene Ablehnung habe ich nicht erfahren. Die Freude über die Verantwortung überwiegt."

    Manadis sah ihn kurz ein wenig nachdenklich an. Das klang insgesamt positiv, aber eben nicht so ganz. "Diese Kämpfe um Respekt und Anerkennung, wie haben die sich bemerkbar gemacht?", wollte sie näher wissen. Das war ein wichtiger Punkt in ihren Augen und sie wollte gerne mehr darüber wissen.

    Er sah nach oben und wieder zum Counselor. Hatte er schon zuviel gesagt? War es möglich, dass ihm das vielleicht schon als schwäche ausgelegt wurde? "Nun, es gibt Offiziere welche einfach bereits mehr Erfahrung haben, einen höheren Dienstgrad erreicht haben. Sie befolgen Befehle, aber manches Mal kann man spüren, dass sie skeptisch sind. Manches Mal werden Befehle dann abgewandelt oder umformuliert, was bereits einige Gespräche nach sich gezogen hatte."

    Leanos Mimik war wieder etwas angespannter, wo sie sich doch davor schon deutlich entspannt hatte. "Wie liefen diese Gespräche, hat man sie dabei respektiert? Konnten sie ihre Stellung behaupten oder wird daran noch gezweifelt?"

    "Die Gespräche verliefen soweit gut. Ich konnte deutlich machen weshalb ich gewisse Befehle so geben wie ich es tue. In der Regel wurde dies respektiert, zumindest Vordergründig. Ich denke es wird noch eine Zeit dauern, bis ein gestandener Lieutenant einen jungen Offizier wie mich als Vorgesetzten anerkennt"

    "Das wird es mit Sicherheit. Können sie sich denn auch darauf einlassen, die Erfahrungen der dienstälteren Offiziere zu hören und evtl auch anzunehmen?", denn es gab ja auch immer beide Seiten, die aufeinander zu gehen mußten.

    Leano nickte. "Natürlich, mir ist die Erfahrung der älteren Offiziere sehr wichtig. Ich habe versucht dies von Anfang an klar zu stellen und auch immer wieder Meinungen und Einschätzungen einzuholen."


    "Das ist gut und wichtig.", stimmte Manadis zu. "Ich finde es ebenfalls gut, dass sie die Gespräche gesucht haben, um Unstimmigkeiten aus den Weg zu räumen oder zumindest dies anzubahnen.", sie machte eine kleine Pause. "Wie sind sie mit dieser Situation umgegangen? Wie ging es ihnen damit in Situation selber und heute?". Leano wirkte wieder etwas entspannter und selbstbewußter, als noch zu vor, als das Thema aufkam.

    "Ich bin durch die Vorgesetztenverordnung der Leiter der Abteilung. So gesehen ist eine Diskussion eher nicht von Nöten. Anfangs war ich jedoch unsicher, was in meiner Situation durchaus normal ist. Inzwischen habe ich etwas Erfahrung sammeln können und bin mir meiner Stellung etwas mehr bewusst. "

    Manadis legte ihren Kopf ein wenig schräg. "Das war jetzt eine sehr professionelle Antwort. Also, sie haben aus der Sicht ihres Postens geantwortet. Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass sie eine Diskussion geführt hatten, sondern ein klärendes, offenes, ruhiges Gespräch. So kam es bei mir an oder war da doch mehr?", hakte sie noch mal nach. Aus ihrer Sicht waren dies große Unterschiede. Eine Diskussion würde bedeuten, dass Ens Casadio mehr um seine Stellung hatte kämpfen müssen, als ein klärendes Gespräch zu führen. Sie wollte das jetzt doch noch mal genauer wissen, um es einsortieren zu können. Manchmal hatte man verschiedene Definitionen von einem Wort. "Ich würde gerne wissen, ob sie diese Situation persönlich belastet hat, z.B. schlaflose Nächte, Magenschmerzen, erhöhte Nervosität oder ähnliches...", sie machte eine kurze Pause und fügte dann noch an. "Das wäre vollkommen in Ordnung und würde keine Schwäche bedeuten oder ein Anzweifeln ihrer Fähigkeiten.", war ihr wichtig zu sagen.

    "Offene Feindseligkeiten gab es nie. In der Regel war bisher ein Gespräch genug." sagte Leano ruhig. Er lehnte sich etwas zurück, nahm einen Schluck Wasser. "Ich kann mich an keine Beschwerden erinnern. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht und auch mal gegrübelt."

    Er sah Manadis an. "Ich denke es ist normal in solch einer Situation. "

    Manadis nickte: "Gut, das ist sehr positiv, dass es in der Regel bei einem Gespräch bleiben konnte.", sprach sie mit einem Lächeln. Beruhigt nahm sie wahr, dass sich ihr Gegenüber anlehnte und dieses Thema scheinbar innerlich auch mehr Ruhe bekam. "Es ist absolut normal, bei Anspannung irgendwie zu reagieren. Mich würde interessieren, wie sie mit so einer Anspannung umgehen, was sie für sich tun, wenn sie Streß haben."

    Leano lachte kurz. "Ich entspanne mich." grinste er. "Ich weiß, diese Antwort ist nicht zufriedenstellend." Er sah sich etwas um. "Nun was macht man wenn man entspannen will. Sport, etwas trinken gehen, flirten, es gibt so viele Möglichkeiten."

    Manadis lächelte: "Danke, dass sie weiter darauf eingegangen sind.", sie zwinkerte ihm kurz zu. "Ich weiß nicht was MAN so macht, mich interessiert ja, was SIE so tun. Nun, das sind abwechslungsreiche Möglichkeiten.", grinste sie und das mit dem Flirten, konnte sie sehr gut nachvollziehen, aber das konnte sie jetzt nicht sagen. Sie blieb in ihrer professionellen Rolle als Counselor. "Wenn sie also ihren... Freizeitaktivitäten nachgehen, können sie dabei gut abschalten?"

    Er nickte. "Ja, in der Tat. Je nachdem wonach mir der Sinn steht kann es ein guter Ausgleich sein."

    "Haben sie hier an Bord Freunde oder Familie, mit denen sie sprechen können oder sind sie lieber mehr für sich?", fragte Manadis weiter nach den Sozialkontakten.

    Leicht schüttelte er den Kopf. "Ich habe hier an Bord niemanden. Um genau zu sein habe ich nur auf der Erde meine Eltern, zu welchen ich wenig bis garkeinen Kontakt habe, und auf einem Schiff der Flotte meinen Bruder, mit welchem ich ab und zu telefoniere." Er sah wieder nach unten. "Meist bin ich allein, ausser ich habe eine nette Gesellschaft, spontan versteht sich."

    Innerlich schrillten so ein paar Alarmglocken bei Manadis auf. Da schien etwas tiefer zu sitzen, so wie Ens Casadio gerade vor ihr saß. Eben noch aufrecht, jetzt schien eher mehr in sich zusammengesackt zu sein, fast, als hätte er einen Jungen vor sich sitzen. "Dieses Gespräch heute ist ja nur ein Erstgespräch, in dem allgemein gefragt wird, wie das Befinden ist, wie es ihnen an Bord geht etc. Mir scheint aber, und sie dürfen mich gerne korrigieren, denn es ist nur meine Beobachtung, dass ihnen das Thema Familie nahe geht. Ein wenig so, wie das Thema um ihr Team, dass manchmal ja auch etwas wie eine Familie sein kann. Ist ihnen das Thema Familie wichtig? Möchten sie gerne darüber reden? Es kann heute sein oder auch zu einem anderen Termin. Alles darf sein, muß aber nicht.", bot Manadis an.

    "Momentan geht mir dieses Thema nahe, da ich nur deshalb hier bin. Ich beweise mit meinem Posten jemandem, dass ich nicht vollkommen unnütz bin." er grinste. Er wusste, dass dieses Thema heikel sein konnte. "Keine Sorge, das ist momentan wirklich kein brennendes Thema. Sollte es das sein, werde ich es sie wissen lassen."

    Manadis mußte leicht grinsen. "Nun, dass ist ein wenig widersprüchlich. Einerseits sagen sie, dass es ihnen nahe geht, weil sie nur deswegen hier sind und andererseits, brennt es nicht.", sprach Manadis. "Ich werde sie zu nichts drängen. Dennoch wollte ich das nur kurz spiegeln, dass das Thema offenbar sogar sehr brennt, sonst wären sie nicht hier.", sie lächelte ihren Gegenüber an. "Wie gesagt, wenn sie sich das näher anschauen wollen, können sie jeder Zeit zu mir kommen. Ich möchte ihnen dennoch mit auf den Weg geben, dass sie gut über sich reflektieren, damit keine Übertragungen zu ihrem Team stattfinden. Das bedeutet, wenn sie in Frage gestellt werden, bleiben sie bei sich und versuchen sie nicht den Gegenüber aus ihrer Familie zu sehen, der sie hinterfragt. Das geht sehr schnell und vor allem findet das unbewußt statt, bringt sie dann aber in eine Bredouille. Also, bleiben sie da bitte wachsam."

    Er nickte langsam. "ich werde ihren Rat beherzigen." Das Thema Familie würde mit Sicherheit irgendwann einmal aufkommen und er hatte durchaus das Gefühl, dass er nicht zum letzten Mal hier saß.

    "Ich werde das Thema Familie mit ihnen besprechen, aber momentan ist dies aus meiner Sicht nicht nötig. Ja, ich bin hier wegen einer Familiären Angelegenheit, aber noch bin ich nicht am Ziel"

    Es entstand eine kurze Pause, denn Manadis ging nicht sofort auf das Gesagte von Ens Casadio ein. Für sie persönilch schrie sie das Thema gerade förmlich an, aber offenbar wollte der taktische Offizier das so (noch) nicht sehen. "In Ordnung, ich setze da auf ihre Wachsamkeit und Selbstführsorge.", untermalte Manadis noch mal, dass Ens Casadio da durchaus eine gewisse Verantwortung trug. "Vielleicht überlegen sie sich, ob das Ziel, was sie erreichen wollen, erstrebenswert und überhaupt erreichbar sein wird. Sie brauchen darauf gar nicht zu antworten, nehmen sie es einfach mal mit... als eine kleine Hausaufgabe", sagte die Deltanerin. "Dann würde ich das Thema wechseln: Hatten sie oder ihre Familienmitglieder eine psychische Erkrankung, die evtl auch behandelt werden mußte?"

    Wieder lehnte er sich zurück. "Ausgenommen die maßlose Selbstüberschätzung meines Vaters, nein nicht da sich wüsste." lachte er.

    Manadis mußte kurz mitlachen. Da saß also eventuell der Familieschuh? Nun gut, heute nicht. "Und wie sieht es mit Frühere bzw. aktuelle schwere medizinische Erkrankungen aus?"

    Wieder schüttelte er leicht den Kopf. "Nicht das ich wüsste. Zum Glück haben meine früheren Eskapaden keine bleibenden Schäden hinterlassen"

    Sicherlich war es vielleicht keine gute Idee seine Vergangenheit hier zu besprechen, aber immerhin hatte der Couns gefragt.

    Manadis lachte: "Okay, ich hake da mal nicht nach.", sie zwinkerte ihm kurz zu und trank dann noch ein Schluck von ihrem Saft. "Es geht hier schließlich nicht darum, dass ich alles wissen muß.", erklärte sie. "Sie machen auf mich insgesamt einen zufriedenen und auf dem Schiff angekommenen Eindruck. Würden sie dies so bestätigen?"

    "Ich bin mir sicher, dass Sie meine Akte gelesen haben. Immerhin sind Sie eine der wenigen an Bord die einen tieferen Einblick in die Akten haben." lächelte er. Über die folgende Frage musste er etwas nachdenken. "Ich denke ich kann dies so bestätigen, ja." Er nahm wieder einen Schluck Wasser. Ja er war durchaus angekommen.

    "Ich habe ihre Akte tatsächlich noch nicht gelesen. Denn mir geht es darum, mir selber ein Bild von ihnen zu machen. Akten bedeuten, dass jemand etwas niedergschrieben hat und das war nicht ich und auch nicht sie. Und Akten geben nur einen Einblick für einen ganz kleinen Zeitraum. Mir geht es aber um sie, wie sie jetzt sind udn das kann sich deutlich von den Einträgen in der Akte unterscheiden.", erklärte sie mit einem Lächeln. "Sie sind für mich jetzt und hier wichtig. Mit ihren Anliegen, Sorgen, Problemen aber auch Freuden.", fügte Manadis noch an. Sie machte noch eine kleine Pause. "Gibt es noch etwas, worüber wir noch nicht gesprochen haben, was aber für sie wichtig ist oder was ich noch unbedingt wissen müßte?"

    Leano nickte. Er konnte die Einstellung des Counsellors durchaus verstehen. Natürlich war er darauf angewiesen, dass man ihm bei seiner Vorgeschichte möglichst ohne Vorurteile begegnete.

    "Es stellt sich die Frage....ob Sie noch etwas wissen möchten."

    Manadis lachte: "Oh nein, keine Frage mit einer Gegenfrage beantworten! Brennt ihnen noch irgendetwas unter den Fingernägeln, was sie gerne anbringen möchten. Es geht gerade nicht um mich, was ich wissen möchte, denn das wäre noch eine Menge, das würde aber den Rahmen sprengen. Sondern es geht um sie. Sie sind gerade im Mittelpunkt und wenn es etwas gibt, was sie ansprechen möchten, dann bin ich ganz Ohr!"

    "Momentan fällt mir nichts ein, deshalb hatte ich sie gefragt"

    "Das ist eine Antwort, mit der ich umgehen kann.", schmunzelte Manadis. "Nein, im Moment ist es meiner Meinung nach alles gut so. Ich würde ihnen lieber etwas mit auf den Weg geben: Seien sie stolz auf sich und auf das, was sie bisher geleistet haben.", sprach sie mit warmen Worten. "Wenn sie also nichts weiter haben, dann würde ich das Gespräch an dieser Stelle beenden."

    Er nickte. "Vielen Dank, Counselor. Ich werde ihre Worte im Gedächtnis behalten." sagte er und lächelte freundlich. "Aus meiner Sicht ist momentan nichts."

    "In Ordnung, ich danke ihnen für dieses offene Gespräch.", Manadis erhob sich aus dem Sessel. "Dann wünsche ich ihnen noch einen guten Arbeitstag. Und wenn sie über ihre Familie reden wollen, meine Tür steht ihnen offen."

    Er erhob sich ebenfalls und nickte lächelnd. "Vielen Dank, ihnen ebenfalls. Vielleicht komme ich auf ihr Angebot zurück."

    Manadis nickte: "Sehr gerne." Ens Casadio verließ den Raum und Manadis machte sich daran, die Akte zu ergänzen.